24 Stunden im „Einsatz“

Mit insgesamt acht unangekündigten Einsatzübungen wurden 22 Aktive der Feuerwehr Forchheim bei der sechsten 24-Stunden-Übung der Feuerwehr Forchheim am vorletzten Oktober-Wochenende des Jahres 2017 konfrontiert. Die Übungsleiter der einzelnen Szenarien hatten mit erheblichem Aufwand realitätsnahe Lagen dargestellt, die auch nicht alltägliche Aufgaben der Stadtwehr umfassten: Neben einem umfangreichen Gefahrguteinsatz waren unter anderem die Folgen einer Explosion, eine Schachtrettung und ein ausgedehnter Wohnhausbrand zu bewältigen.

Bereits kurz nach der Einweisung in den weiteren Ablauf, natürlich ohne Informationen zu den jeweils unangekündigt eingespielten Einsatzübungen preiszugeben, erwartete die Aktiven eine besondere Herausforderung: Beim Abladen eines Stückguttransporters auf einem Firmengelände im Forchheimer Süden wurde ein mit einer gefährlichen Flüssigkeit gefüllter Behälter beschädigt. Sofort nach der Alarmierung gegen 17.45 Uhr rückte der Gefahrgutzug der Feuerwehr zum angenommenen Einsatzort aus. Parallel zu einer ersten Erkundung der Lage durch einen mit Atemschutz ausgerüsteten Trupp und der Absperrung des Gefahrenbereichs wurde der Einsatz unter Chemikalienschutzanzügen vorbereitet.

Nach ca. 20 Minuten verschärfte sich die Lage erheblich, da eine Reaktion der geladenen Chemikalien zur Entwicklung hochgiftiger Dämpfe führte, die mit Hilfe von orangefarbenem Rauch eindrucksvoll dargestellt wurden. Neben dem Unterbinden einer weiteren Reaktion wurden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, unter anderem die Evakuierung des näheren Umkreises sowie einer Sperrung der angrenzenden Bahnstrecke, getroffen. Anschließend musste der Stückguttransporter vollständig entladen werden, um weitere Reaktionen zu vermeiden. Gegen 19.15 wurde das zeit- und kräfteraubende Entladen des Fahrzeugs unter Chemikalienschutzanzügen aufgrund der weiteren Planungen abgebrochen, da alle wichtigen Entscheidungen und Maßnahmen bereits erfolgreich eingeleitet worden waren. Anschließend galt es, die Einsatzbereitschaft der sehr umfangreichen Ausrüstung für Gefahrguteinsätze wiederherzustellen.

Das für ca. 20.30 Uhr eingeplante Abendessen musste leider noch etwas warten, da kurz vorher der nächste fiktive Alarm einging: Eine Brandmeldeanlage eines Gebäudes in der Boschstraße hatte ausgelöst. Bei der Erkundung des ausgelösten Rauchmelders stellte sich heraus, dass hinter dem Gebäude ein Papiercontainer in Brand geraten war. Die eingeleiteten Löschmaßnahmen zeigten schnell Wirkung, sodass gegen 21.15 Uhr endlich das gemeinsame Abendessen genossen werden konnte.

Die Alarmierung zum letzten Übungseinsatz für diesen Tag folgte um 22.16 Uhr: Nach einer heftigen Explosion am Kellerwald wurden mehrere Personen vermisst, aus einem Schacht waren Hilferufe zu hören. Bereits nach wenigen Minuten war der komplette Zug mit vier Fahrzeugen und 20 Aktiven vor Ort. Nach ausführlicher Erkundung und Befragung der angetroffenen Passanten stand fest, dass mehrere Personen in den weit verzweigten Kellergängen vermisst wurden. In einem Luftschacht des Kellers lag eine weitere verletzte Person, die es zu retten galt. Sofort ging ein erster Trupp unter Atemschutz mit Messgeräten in den Keller vor, um die Verletzten zu retten und sicherzustellen, dass für die Einsatzkräfte keine Gefahr durch weitere Explosionen oder einen Einsturz besteht. Weitere Kräfte beruhigten den im Schacht eingeschlossenen Verletzten, bis auch dieser schließlich mit einer Leine gesichert über eine tragbare Leiter gerettet werden konnte.

Nach dieser außergewöhnlichen Lage begann die wohlverdiente Nachtruhe, die bis zum gemeinsamen Frühstück gegen 7 Uhr andauern sollte. Gerade als die frischen Brötchen und der Kaffee bereitstanden, ging allerdings ein Übungsalarm der Brandmeldeanlage im Medical Valley Center ein. Laut der Übungsleitstelle war zusätzlich ein Anruf eingegangen, der eine Rauchentwicklung im zweiten Obergeschoss meldete. Daraufhin rückte der komplette Löschzug in die Äußere Nürnberger Straße aus. Dort stellte sich nach umfassender Erkundung heraus, dass ein böswilliger Fehlalarm vorlag. Nach einer kurzen Einweisung der Beteiligten in das bis dahin noch unbekannte Gebäude, konnte wieder ins Gerätehaus eingerückt werden.

Somit konnte ab ca. 8 Uhr endlich das reichhaltige Frühstück genossen werden.

Die Rettung von Personen war das Thema der anschließenden Ausbildungseinheit. Praxisnah wurden verschiedene Varianten geübt, bewusstlose Personen und auch verunfallte Atemschutzgeräteträger ohne Hilfsmittel zügig zu retten.

Gegen 11.25 Uhr musste der diensthabende Zugführer schließlich zwei Paralleleinsätze koordinieren. Kurz nach der Alarmierung zu einer Notfall-Türöffnung in Burk ging ein zweiter Alarm ein: In einem Industriegebäude im Forchheimer Süden fand ein Pförtner bei einem Rundgang eine mit Abbrucharbeiten beschäftigte Person, die in einen Schacht gestürzt und nicht ansprechbar war. Bei der Erkundung wurde durch den Gruppenführer eine potentiell explosionsfähige Atmosphäre gemessen. Ein Trupp unter Atemschutz rettete mit Hilfe einer Schleifkorbtrage die Person aus dem Schacht.

Nachdem die Drehleiter zunächst zur Einsatzstelle den Forchheimer Süden ausgerückt war, um die Schleifkorbtrage und weitere Gerätschaften für die Schachtrettung bereitzustellen, wurde sie kurze Zeit später an der Einsatzstelle in Burk benötigt, um eine verletzte Person aufgrund des Verletzungsmusters und des sehr beengten Treppenhauses aus dem ersten Stock zu retten.

Nach dem Mittagessen erfolgte schließlich die Alarmierung zur letzten Einsatzübung: einem Wohnhausbrand, ausgelöst durch eine Fettexplosion in der Küche des Anwesens. Bereits auf der Anfahrt war eine starke Rauchentwicklung, inszeniert von der Übungsleitung, zu erkennen. Beim Eintreffen des Löschzuges rief zudem eine Person auf einem Balkon an der Rückseite des Gebäudes um Hilfe. Während diese über eine Steckleiter umgehend gerettet wurde, gingen mehrere Atemschutztrupps zur Personensuche und Brandbekämpfung in das Gebäude vor. Sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss wurde jeweils eine weitere Person aufgefunden und gerettet.
In der Nachbesprechung dieser abschließenden Übung wurde das schnelle und zielgerichtete Vorgehen der mittlerweile doch sichtlich beanspruchten Aktiven hervorgehoben. Wie auch bei den vorangegangenen Einsatzübungen wurden kleinere Details angesprochen, die noch weiter optimiert werden können.

Stadtbrandinspektor Mittermeier, der an einigen Übungen als Beobachter teilnahm, zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft und lobte vor allem das außerordentliche Engagement sowohl bei der Vorbereitung als auch bei den eigentlichen Einsatzübungen.
Nach dem Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft zog der Organisator der 24-Stunden-Übung Burkard Baumgärtner ein sehr positives Fazit. Es wurde vieles wiederholt, neues gelernt und vor allem sehr wichtige Praxiserfahrung gesammelt. Gerade auch die vorübergehende „Beförderung“ zum Gruppen- oder Zugführer gibt den in diesen Funktionen weniger erfahrenen Aktiven die Gelegenheit, wichtige Kenntnisse in diesen Rollen und somit auch aus einer anderen Perspektive zu sammeln.

Auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an alle Beteiligten, die zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben.
Neben Burkard Baumgärtner sowie den für die einzelnen Übungen verantwortlichen Kameraden gilt unser Dank Tobias Kornfeld, Peter und Martin Adelmann sowie Kristina Bergmann für das „Catering“ sowie der Firma Schuh Mücke, der Familie Lohnert und der Firma Apleona (MVC-Gebäudemanagement) für die Unterstützung bei der Inszenierung der Einsatzübungen.